Offene Rechnung
Inwiefern verdinglichen und prägen alltägliche Objekte wie der Brief unsere Kommunikation und die darin liegende Ambivalenz von Nähe und Distanz, privatem Raum und Öffentlichkeit?
Die Vitrine der Dinge wird zum Schauplatz eines riesigen Dokumentenbriefs, sie ist von diesem bis ins Innerste ausgekleidet. Das so vertraute Format mit dem Adressfenster wird plötzlich zu einem anklagenden Monument im Hinblick auf die gewaltigen und überfordernden bürokratischen Hürden die damit zusammenhängen. Durch das Aufreißen des Briefes verliert der Umschlag seine Funktion als Schutzhülle für vertrauliche Informationen und gibt dazu stellenweise den Briefinhalt frei. Der Brief wird regelrecht durchleuchtet und seziert, der Bearbeitungsstatus bleibt jedoch unklar. Welche offenen Rechnungen und möglichen Konflikte stehen im Raum? Nur die Spuren von Stempeln und Barcodes auf dem Umschlag sowie der zum Teil geschwärzte Brief im Hintergrund verweisen auf mögliche Absender und Empfänger. Die persönliche Geschichte hinter dem geöffneten Brief bleibt jedoch unbekannt. In seiner extremen Vergrößerung verlässt der Brief die Realität und ist physisch nicht mehr zu händeln. Er wird vielmehr zum Raum selbst, zu einem intimen häuslichen Raum, in dem wir von Dingen in unseren alltäglichen Handlungen herausgefordert werden.
– Devi Sund Rojo und Christopher Krause